Es ist Dienstagabend, 20:30 Uhr und ich habe verschiedene Möglichkeiten etwas zu tun. Zum einen könnte ich den Fernseher einschalten, zum anderen ein Buch lesen, eine Runde Laufen gehen, E-Mails checken oder einen neuen Blogbeitrag schreiben.
Ich habe zahlreiche Wahlmöglichkeiten, nur welche Priorität setze ich. Wie nun nicht schwer zu erraten ist, entscheide ich mich für das Schreiben des Blogartikels zum Thema „Prioritäten setzen“.
Eine Priorität zu setzen heißt, etwas einen Vorrang, einen höheren Rang oder eine höhere Bedeutung zu geben.
Wir haben in unserem Leben tagtäglich verschiedene Möglichkeiten und treffen Entscheidungen. Sind es immer die richtigen Entscheidungen? Welche Beweggründe liegen dahinter. Liegt es an einer echten Dringlichkeit, ist es angenehmer als etwas anderes, ist es ein innerer Antrieb oder liegt es an etwas anderem?
Ähnlich wie bei der Ästhetik, liegt die Schönheit bzw. die Priorität wohl im Auge des Betrachters. Jede/r setzt unterschiedliche Prioritäten.
Meine Kinder spielen liebend gerne mit anderen Kindern gemeinsam Ball oder Fangen. Wenn ein Vorschlag für eine andere Aktivität kommt (zB. Zusammenräumen oder Aufgabe machen), wird dieser vehement abgelehnt. Hier wird dem Ballspielen eine größere Bedeutung gegeben. Kommt eine bessere Alternative (Baden gehen, Eisessen oder Geschenke) wird die Vorrangigkeit und somit die Priorität auch schon einmal gewechselt.
Was wir als Kinder schon liebend gerne gemacht haben, machen wir im Erwachsenenalter auch noch gerne. Vor allem wenn es um unsere Ziele geht. Bei den Neujahrsvorsätzen wird nach einigen Tagen aus Priorität 1 schnell Priorität 369. Regelmäßig seine Prioritäten zu wechseln, kann ganz schön anstrengend sein.
Eine Bekannte von mir ist überzeugende Feministin und setzt sich für Frauenrechte ein. Dieser Akt der Wertarbeit ist voll und ganz zu unterstützen. Sie findet, dass Frauen in Österreich, Deutschland und der Schweiz zu wenig respektiert, bezahlt und wertegeschätzt werden, vor allem im beruflichen Kontext. Halbe-Halbe gehört für Sie ebenso zum alltäglichen Leben wie die Unterstützung für Alleinerziehende und berufstätige Frauen.
Als wir in einer kleinen Tischrunde über andere Kulturen sprachen, in den Frauen weniger Rechte haben als hierzulande, wechselte sie Ihre Überzeugungen und Werte. Sie meinte, dass man Verständnis für diese Kulturen aufbringen und man die Frauensituation anders sehen sollte. Die Priorität hat gewechselt.
Für ein Begräbnis von Freunden, Familienmitgliedern oder Bekannten nimmt man sich immer Zeit. Auch wenn viel zu tun ist, aber für dieses letzte Treffen verschieben wir gerne unsere wichtigen To Do´s und Termine. Warum machen wir das nicht, wenn wir noch alle am Leben sind, um den gemeinsamen Leichenschmaus in ein gemeinsames Essen zu verwandeln?
Setzen wir falsche Prioritäten? Hilft uns das Eisenhower Prinzip mit den verschiedenen Bereichen wirklich? Ist es sinnvoll, ein Begräbnis als wichtig und dringend einzustufen, aber das Gespräch mit Großtante Isolde auf nicht dringend zu setzen?
Arnold Schwarzenegger hat in einem Interview gemeint, um erfolgreich zu sein, braucht es ein klares Commitment (Verpflichtung) zu einer Sache oder zu einem Ziel. Somit wären wir wieder bei der Priorität. Sich nicht von unwichtigen Dingen ablenken zu lassen. Eine Priorität zu setzen heißt, sich einer Sache hinzugeben und verschiedene Möglichkeiten der Ablenkungen (zB. ein „guter“ Film am Abend, irgendwelche Social Media Stories oder Kriegs-Nachrichten lesen/hören.) zu widerstehen.
Die aktuell so schnelllebige Zeit und Always on Gesellschaft braucht eine Reduzierung des Sammelsuriums an digitalen Unnötigkeiten um den wichtigen Dingen im Leben Raum zu geben. Hier braucht es eine Änderung des Denkens, besser gesagt des Bewusstseins.
Denn wie meinte schon Albert Einstein zu treffend: Du kannst ein Problem nicht auf diese selbe Art lösen, wie es gekommen ist.
Wenn Du im Leben etwas ändern möchtest, braucht es eine andere Denkweise und zusätzliche Energie. Deshalb haben wir von Veränderungen solch großen Respekt. In der Komfortzone kommst Du mit geringem Aufwand gut zurecht und verbrauchst wenig Kraft, wie zB. bei der TV-Fernbedienung! Willst Du etwas verändern (neuer Job, Ausbildung, Sport betreiben, Bücher lesen, …) braucht es zusätzliche Kraft und Leistung. Energien zu bündeln und einen Fokus zu setzen hat etwas von Prioritäten setzen. Denn wo die Aufmerksamkeit ist, ist auch Energie. Deine Energie!
Somit macht es Sinn, klare Prioritäten zu setzen, Energie auf eine (oder wenige Dinge) zu setzen, um unsere Veränderungen wirklich in Tat umzusetzen.
Eine Möglichkeit ist, sich auf die wesentlichen Dinge zu konzentrieren. Mache Dir einen Tagesplan an jedem Morgen. Was willst Du heute erledigen?
Mit der 60/20/20 Regel organisierst Du Deinen ganzen Tag und die zur Verfügung stehende Zeit kannst Du wie folgt einteilen:
- 60% für geplante Aktivitäten
- 20% für spontane Aktivitäten
- 20% Puffer für Unvorhergesehenes
Der Tag hat 24 Stunden, davon schlafen wir rund 8 Stunden. Dann bleiben noch 16 Stunden übrig. Abzüglich 8 Stunden Arbeit, bleiben 8 Stunden für Deine Aktivitäten. Ob Du die 100% von den 16 Stunden berechnest, die restlichen 8 Stunden, oder noch weniger, ist dir überlassen. Es geht bei dieser Rechnung darum, seine Zeit bewusst einzusetzen und bei bestimmten Themen im Fokus zu bleiben.
Apropos Priorität. Ich sitze – 2 Wochen nach meinem Entschluss, diesen Blogartikel zu schreiben – im Freibad und schreibe diesen fertig. Ja, ich hatte in den letzten Tagen jede Menge Ablenkungen und andere Prioritäten. Aber jetzt schreibe ich wieder weiter. Meine Tochter kommt zu mir in den Gastgarten des Freibades und meint, sie habe Hunger. Im klaren Bewusstsein verschiebe ich meine Priorität und lege den Laptop zur Seite. Wir bestellen uns eine Kleinigkeit, quatschen kurz und nach einigen Minuten wechselt meine Tochter ebenso prompt ihre Priorität, wie sie entscheiden hat zu mir zu kommen. Danach geht sie wieder und entscheidet sich für eine andere Aktivität. Mir geht es ähnlich und ich entscheide mich weiterzuschreiben. Die Ablenkung hat aber gut getan 😊 Nach der 60/20/20 Methoden, wäre das sozusagen die Zeit, für spontane Aktivitäten.
Hier fällt mir ein schlauer Spruch ein, den ich vor einiger Zeit einmal gehört habe: „Wenn man etwas Unwichtiges wichtig macht, bleibt es trotzdem noch unwichtig.“
Dr. Ulrich Warnke, der Auto vom Buch „Quanten Philosophie“ sieht das womöglich etwas anders, denn seiner Erkenntnisse beruhen darauf, dass wir mit unseren Gedanken etwas eine Bedeutung und Sinn geben.
Einen Sinn macht es auf jeden Fall, ein klares Commitment zu einer Sache oder einem Ziel auszusprechen.
Wie sehen Deine Prioritäten im Leben aus?!